Der Kardiologe Professor Dr. Bernhard ist Ärztlicher Direktor des Stiftungskrankenhauses Nördlingen.

NÖRDLINGEN –  Der Nördlinger Kardiologe und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Professor Dr. Bernhard Kuch, hat sich im medizinischen Fachbuch „Versorgungs-Report“ mit den Auswirkungen von Hitzeperioden auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen auseinandergesetzt. Gerade bei älteren Menschen steigt bei warmen Temperaturen das Herzinfarkt-Risiko.

Professor Kuch: „Neben zahlreichen anderen Auswirkungen auf den Körper ist ein täglicher Anstieg der Durchschnittstemperatur mit unmittelbarem Anstieg des Herzinfarktrisikos verbunden. Dies zeigen auch Auswertungen des Augsburger Herzinfarktregisters. Extreme Temperaturen sind aber neben einer erhöhten Herzinfarktrate auch mit einer erhöhten Rate an Todesfällen durch Herzschwäche und Schlaganfälle verknüpft.“

Der Kardiologe gibt angesichts der aktuellen Hitzewelle fünf Tipps zur Vermeidung von Hitzeschäden am Herzkreislaufsystem:

1. Vermeidung von direkter Sonneneinstrahlung, Schutz innerhalb des Wohnraums durch Verdunkeln/Verschatten durch Vorhänge, Jalousien, Fenster- oder Rollläden.

2. Aufsuchen von kühlen Räumen innerhalb eines Hauses und einer Wohnung, gegebenenfalls Einsatz von Ventilatoren und – falls vorhanden -Klimaanlagen.

3. Anpassen des Lüftungsverhaltens. Nur lüften während der kühleren Nacht- und Morgenstunden, Vermeidung Einschaltung von wärmeabgebenden Geräten.

4. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Gerade ältere Menschen sollten über das normale Durstgefühl hinaus vermehrt Flüssigkeit zu sich nehmen – am besten in Form von Mineralwasser oder ungesüßten Säften.

5. Für Betroffene und Angehörige: Erkennung von besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie sehr betagten Menschen, Patienten mit Demenz und Patienten mit vorbestehender Herzkreislauferkrankung wie Zustand nach Herzinfarkt oder Schlaganfall, Patienten mit Diabetes oder Nierenfunktionsstörungen. Bei diesen Personengruppen besonders auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten und für Schutz vor direkter Hitze sorgen und gegebenenfalls Rücksprache mit dem behandelten Arzt halten.

Zudem warnt Professor Kuch vor Neben- und Wechselwirkungen von Arzneimitteln während einer Hitzeperiode. Kuch: „Es gibt zahlreiche Medikamente, die im Falle von übermäßiger Temperatur stärkere Wechselwirkungen aufweisen können. Hierzu zählen Medikamente gegen Bluthochdruck, insbesondere sogenannte Diuretika, Psychopharmaka, Antidepressiva, einige Schmerzmittel und Insuline, da sich oft die Verteilung und insbesondere der Abbau dieser Medikamente unter starker Hitzeeinwirkung verändern kann. Es kann zu höherer Wirkstoffkonzentration mit der Folge schwerer Nebenwirkungen kommen.“. 

Professor Kuch schlägt vor, eine Smartphone-App mit einem Ampelsystem zu entwickeln – mit rechtzeitiger Warnung aller Risikopatienten, Angehörigen oder Ärzte. Implementiert werden sollten Vorschläge zum Hitzeschutz sowie eine Abfrage kritischer Medikamente.