Nördlingen. „Das hätte ich meiner Mama gegönnt!“ – so brachte eine Besucherin am Tag der offenen Tür der Palliativstation Stiftungskrankenhaus Nördlingen spontan ihre Eindrücke auf den Punkt. Sie machte damit deutlich, was bei der umfangreichen Veranstaltung immer wieder zu hören und auch zu spüren war: Dankbarkeit für das Angebot der Station, die mit dem Tag der offenen Tür das Finale ihrer Veranstaltungsreihe zum 15-jährigen Bestehen feierte.

Über den ganzen Tag hinweg präsentierten sich auf drei Etagen des Nördlinger Stiftungskrankenhauses die Station und ihre Partner an Infoständen, mit Vorträgen und Aktionen.

Im Foyer gab es Ansprechpartner der Psychosozialen Krebsberatungsstelle Augsburg (Bayerische Krebsgesellschaft), der Hospizgruppe Donau-Ries, des Malteser Kinder- und Jugendhospizdienstes Günzburg, der SAPV Pallicare Nordschwaben, des Fördervereins der Palliativstation, des Wünschewagens des Arbeiter-Samariter-Bundes und des Maja-Fischer-Hospizes Aalen-Ebnat. Die beiden letztgenannten hatten zudem zu Vorträgen eingeladen, bei denen sie auch auf Fragen wie beispielsweise „Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Einzug in ein Hospiz?“ oder „Wer ist der Kostenträger?“ unmittelbar Antwort gaben.

Weitere Auskünfte und Aktionen gab es von Mitarbeitern und Therapeuten des Stiftungskrankenhauses ebenso wie von externen Therapeuten. Ergo- und Physiotherapeuten der Klinik zeigten Techniken und Hilfsmittel, mit denen die Körper- und Selbstwahrnehmung von Patienten unterstützt und die Beweglichkeit gefördert wird. An einem Tisch mit Ölen wurde das Thema Aromabehandlung sinnlich erfahrbar. Das Team zur psychologischen Betreuung informierte über die Bedeutung ihrer Tätigkeit für Patienten und Angehörige und zeigte Entspannungstechniken. Die Musiktherapeutin lud zum Mitmachen im Singkreis ein.

Damit machte der Tag deutlich, was Kathrin Woratsch, Vorständin des gKU, in ihrem einleitenden Grußwort darlegte: Eine Palliativstation ist multiprofessionell und interdisziplinär ausgerichtet, viele Professionen greifen hier zur Betreuung von Patienten und Angehörigen Hand in Hand. Diese Arbeit würdigte sie dabei ganz deutlich mit diesen Worten: „Sie garantieren unseren Patientinnen und Patienten auch bei schwerer Krankheit ein Leben in Würde. Sie schenken Hoffnung, auch wenn diese subjektiv scheinen mag. Sie binden Familien in den Krankheitsprozess ein und machen viele Beschwerden erträglicher. Bei Ihnen dürfen die Patientinnen und Patienten ihre Gefühle, Sorgen und Wünsche zum Ausdruck bringen und an Entscheidungen teilhaben.“.

Ein weiterer wertvoller Einblick in die Station bot sich den Gästen bei mehreren Führungen durch die Räumlichkeiten. Dabei konnten an diesem Tag nicht belegte Patientenzimmer gezeigt werden. Sie sind wie jedes der insgesamt sechs Zimmer jeweils mit einem eigenen Bad und einer Übernachtungsmöglichkeit für Angehörige ausgestattet. Alle Zimmer bieten zudem dank ihrer breiten Fensterfront einen weiten Blick aus dem 4. Stock des Gebäudes.

Ebenfalls zu sehen war das gemütlich gestaltete Wohnzimmer der Station, das außer von Patienten auch als Raum für Rückzug, Aufenthalt und Gespräch von Angehörigen genutzt wird. In der Stationsküche können selbst kleine Speisen zubereitet werden. Und auch die Dachterrasse, der „Freisitz“, gehört zu den räumlichen Besonderheiten der Palliativstation Nördlingen.

Das Interesse an den Führungen war durchwegs groß: „Wir mussten fast alle Gruppen teilen und die Zahl unserer Führungen aufstocken“, so die Koordinatorin der Station, Roswitha Schmalisch. Sie weiß auch von den Reaktionen zu berichten: „Die Leute haben sich bedankt für die Möglichkeit, die Station zu sehen, aber auch insgesamt für unsere Arbeit. Besonders positiv wurden bei den Führungen die großen Patientenzimmer aufgenommen und natürlich die Möglichkeit, einfach gleich etwas fragen zu können.“

Für viele Besucherinnen und Besucher eröffnete sich an diesem Tag erstmals ein Blick auf eine Palliativstation und ihr Tätigkeitsfeld. Es zeigten sich Erstaunen und auch Erleichterung darüber, wie qualitativ hochwertig die Versorgung palliativ erkrankter Menschen sein kann. Auch gab es positive Resonanz darauf, wie freundlich die Räume gestaltet sind und wie vielfältig sich die Patientenversorgung aufgrund des seit 15 Jahren gewachsenen Netzwerkes an Kooperationspartnern darstellt, so dass individuell auf die jeweilige körperliche und psychische Situation eingegangen werden kann.

Der Tag der offenen Tür wird jedoch nicht nur in Form der Eindrücke weiterwirken, sondern er ist auch Auftakt einer Kunstaktion, die von nun an weiterwachsen wird: Die „Palliativ-Koralle“ von Wolfgang Balzer aus Nördlingen, der mit seiner Kunst die Station bereits unter anderem mit der Gestaltung von neun Gemälden bereichert hat. Bei der Palliativkoralle verflechten Besucher Drähte und bunte Perlen, die in einer Schale zur Auswahl bereit liegen, zu einem korallenartigen Geflecht. Am Ende des Tages ist bereits ein buntes, vielverzweigtes Gebilde entstanden – fortan wird die Koralle im Wohnzimmer der Station zur Weitergestaltung einladen. „Das ist wie das, was hier rund um die Palliativstation entstanden ist: Es ist etwas, das langsam aber stetig wächst. Jeder kann seinen Draht und eine Perle andocken, wo er mag. Manche Konstruktionen sind stabil, andere luftig, leicht. Es gibt kein richtig oder falsch und ich staune selber, wie es bereits aussieht“ sagt Wolfgang Balzer am von ihm betreuten „Kreativen Tisch“ im Foyer.

Zahlreiche Besucher, auch aus dem weiteren Umland, waren im Lauf des Tages zum Tag der offenen Tür gekommen. Unter ihnen waren Betroffene, Angehörige, Förderer der Station und auch Fachkräfte anderer Krankenhäuser, Hospize und Pflegeeinrichtungen.

Für Karolina Meixner, leitende Oberärztin der Station, konnte damit eines der zentralen Anliegen erreicht werden, das allen Mitwirkenden bei der Vorbereitung des Tages besonders wichtig war: „Es war ein wirklich schöner Abschluss unseres Geburtstags mit sehr vielen interessanten Gästen! Die Menschen konnten ohne Scheu zu uns kommen und die Station und zahlreiche ihrer Partner kennenlernen. Für viele Gäste bedeutete das nicht nur allgemeine Information und Kontakte, sondern es wurden auch konkrete Fragen zu schwierigen Krankheitssituationen oder Krisen beantwortet und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Wir sind sehr dankbar, dass wir durch ein großes, gut ineinandergreifendes Netzwerk von stationären und ambulanten Versorgern eine individuelle, auf die Bedürfnisse des einzelnen Menschen zugeschnittene Palliativversorgung anbieten können.“ Annegret Feist (Text/Fotos)